Flüchtlingskrise trifft ÖBB

Unser Krisenmanagement wird immer schwieriger, die Mitarbeiter kommen an ihre Belastungsgrenzen“, sagte der ÖBB-Vorstandsvorsitzende Christian Kern der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der Massentransport der Asylbewerber beeinträchtige sowohl den Gewinn des Unternehmens als auch die Pünktlichkeit. „Die zusätzlichen Kosten, die voll ergebniswirksam sind, betrugen im September rund 5 Mio Euro, mit unserem Ergebnisziel werden wir heuer wohl unter Druck geraten“, prognostiziert Kern. Eigentlich wollte der staatseigene Konzern 2015 den Vorsteuergewinn von 172 Mio auf 200 Mio Euro steigern. Kern sprach sich dafür aus, dass – ähnlich wie in Deutschland – die Regierung für die Zusatzbelastungen durch die Flüchtlingskrise einspringen müsse. Bereits derzeit bringt die öffentliche Hand die Infrastrukturinvestitionen der ÖBB von 2,1 Mrd Euro pro Jahr auf und stellt 600 Mio Euro für den Betrieb unrentabler Strecken.

2014 bezeichnete sich die ÖBB noch als die pünktlichste Eisenbahn in Europa, 97 Prozent der Züge fuhren planmäßig. Dieser Rekord ist wohl verloren: „Es gibt massive Verspätungen, auf der Weststrecke liegen wir tageweise bei weniger als 80 Prozent.“ Kern sprach von „dramatischen Belastungen“ an den Bahnhöfen und im Schienennetz.

Außerhalb des Flüchtlingsansturms gibt es weitere wirtschaftliche Belastungen für die ÖBB, deren 42.000 Mitarbeiter 2014 einen Umsatz von knapp 5,3 Mrd Euro erreichten. So ist Kern zufolge der Gütertransport im ersten Halbjahr 2015 europaweit zurückgegangen. Die ÖBB leide, klagt Kern, stark unter dem europäischen „Trend zur Deindustrialisierung“ sowie unter der Wirtschaftsschwäche in Österreich.

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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