Haben Schwebebahnmängel juristische Konsequenzen?

Um weitere Schäden am Gerüst zu vermeiden, wird der Schwebebahnbetrieb deutlich eingeschränkt; Foto: Bodo Schulz

Nach den Sommerferien fährt die Wuppertaler Schwebebahn nur noch samstags und sonntags. Von Montag bis Freitag bieten die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) einen Ersatzverkehr mit Bussen an.

Diese Einschränkung gilt voraussichtlich bis zum Sommer 2021. Grund sind neue technische Probleme an den Fahrzeugen. Seit Einführung der neuen Bahnen vor vier Jahren gab es immer wieder Probleme mit den Schwebebahnen des Herstellers Kiepe Electric (NaNa 28/2019). Ein neuer Aspekt zwingt die WSW laut eigenen Worten nun zum Handeln. Ein seit April auftretender „atypischer Verschleiß der Räder“ habe in der Folge zu Schäden am Gerüst geführt. Dies wurde bei Inspektionen des Gerüsts im Juni festgestellt. „Vor diesem Hintergrund ist die Aufrechterhaltung des regulären Fahrplans nicht mehr möglich“, erklärt Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil GmbH. Insgesamt umfasst die Fehlerliste der neuen Fahrzeuge fast 200 Einträge. Das habe zur Folge, dass am Ende der Sommerferien nicht mehr ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung stehen.

Die Mängel könnten nun auch juristische Konsequenzen haben. Die WSW bereiten gegen Kiepe Electric eine Klage wegen Schlechterfüllung und Schadensersatz vor. Dies hat der Aufsichtsrat der WSW mobil in einer Dringlichkeitssitzung am 2. Juli entschieden. Bis Ende August soll endgültig feststehen, ob der Klageweg beschritten wird. Eine Klage sei „das letzte Mittel“, aber man sehe keine andere Möglichkeit mehr, stellt der WSW-Aufsichtsratsvorsitzende Dietmar Bell fest. Dem Hersteller seien alle Mängel angezeigt worden und die WSW hätten versucht, mit Kiepe einvernehmlich Lösungen zu finden. Bell sieht keine Handlungsalternative: „Der Klageweg ist nicht risikolos, aber wir haben eine Verantwortung für Wuppertal.“ Die Schwebebahn dürfe nicht wegen technischer Probleme mit nur 40 km/h durchs Tal „schleichen“.

Bei der Schadensersatzforderung geht es nicht nur um Einnahmeverluste durch Betriebsausfälle, sondern auch um erhöhten Aufwand für Reparaturen, Umbauten und Ersatzteile, Kosten für Gutachten und Materialuntersuchungen und Folgekosten durch Schäden am Gerüst. Kiepe Electric wehrt sich gegen die Vorwürfe. Es sei zu klären, ob der Verschleiß der Räder innerhalb des Zulässigen liege und was die Ursachen dafür sein könnten, wird eine Unternehmenssprecherin in der „Rheinischen Post“ zitiert. Aus fahrzeugtechnischer Sicht bestehe kein Grund, den Betrieb einzuschränken. Dies sei nur der mangelnden Verfügbarkeit von Ersatzrädern geschuldet. Die rechtzeitige Beschaffung sei aber Sache des Betreibers.

Zu den Maßnahmen der Stadtwerke, die künftig einen reibungslosen Betrieb sicherstellen sollen, gehört auch eine Überprüfung interner Prozesse. Dafür haben die WSW ein Kompetenz-Team unter Leitung des WSW-Vorstandsvorsitzenden Markus Hilkenbach und WSW-mobil-Geschäftsführer Jaeger gebildet. Auch externe Berater werden eingeschaltet. Ziel ist es, die Prozesse in Betrieb und Werkstätten so zu optimieren, dass auftauchende Probleme schneller erkannt und gelöst werden. (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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