Halali auf Greyhound – mit Hilfe von Mittelstandsmillionen

Der Flixbus-Erfolg ruht Mitgründer Engert zufolge auf mehreren Füßen. Zum Beispiel darauf, dass das flexible Start-up gegen schwerfällige Staatsbahnen antreten kann. Aber auch darauf, dass man binnen kürzester Zeit 300 Mio. EUR Investitionen mobilisiert hat – ohne eigene Belastung. Mit der Marktführerschaft in Europa ist der Hunger von „Grün“ aber noch nicht gestillt. Unter anderem formuliert die Flixbus-Strategie den Sprung nach Nordamerika. First und Stagecoach müssen aufhorchen.

Berlin sieht sich als Hauptstadt der Start-ups. Dass dies so bleibt, ist der erklärte Wunsch des Axel- Springer-Verlags. Darum hat er die englische NOAH-Gründerkonferenz nach Berlin geholt – und auch bei der diesjährigen Neuauflage abermals einen Vertreter von Flixbus eingeladen. Gekommen ist diesmal Flixbus-Mitgründer und -geschäftsführer Jochen Engert. Seinen Zuhörern hat er in seinem auf  Englisch gehaltenen Vortrag interessante Einblicke in die Strategie und das Erfolgsrezept des eigenen Unternehmens gewährt:
• Erfolgsfaktor 1: Deregulierung

• Erfolgsfaktor 2: smarter Vertrieb, marktführende Plattform, „best value“ für den Kunden: „Wir sind die Schnittstelle zum Kunden, wir sind die Marke, wir sind das Produkt.“

• Erfolgsfaktor 3: IT-Technik: „Wir sind weniger eine Busfirma, sondern viel eher eine Technology Company.“ von der Reservierung über das Verspätungsmanagement bis zur Ertragssteuerung laufe alles über die eigene IT-Plattform, sagte Engert.

• Erfolgsfaktor 4: Konzentration auf Komfort und Qualität. „Wir haben so das Image der Busreise komplett gedreht“ – zum Beispiel durch „so großartige Innovationen wie freundliche Fahrer, was in unserer Branche nicht notwendigerweise üblich ist“.

• Erfolgsfaktor 5: Mobilisierung von bereits mehr als 300 Mio. EUR an Investitionen in das Produktionsmittel Bus, „ohne dass wir ein Busunternehmen sind“. Flixbus nutze hier die Hebelkraft bestehender Infrastruktur, die Partner fügten ihrem Bestandsgeschäft nur grüne Busse zu. Wie wichtig starke Mittelständler für Flixbus sind, unterstrich Engert parallel in einem Firmenvideo zum einjährigen Jubiläum von Flixbus France: „Wir haben sofort eine sehr, sehr gute Infrastruktur vorgefunden … sehr, sehr starke Busunternehmen“.

• Erfolgsfaktor 6: Konzentration auf den Fernverkehr statt auf Kurzstrecken. „Im Unterschied zu den Ubers und ihresgleichen“ gebe es in diesem Segment a) weniger Akteure, b) weniger Wettbewerb unter den Finanziers und c) die „ziemlich angenehme und komfortable Situation, dass wir gegen verhältnismäßig lahme Staatsbahnen antreten können“.

• Erfolgsfaktor 7: Aufbau eines attraktiven Netzes mit Synergieeffekten statt der Beschränkung auf Punkt-zu-Verkehre.

• Erfolgsfaktor 8: systematische Integration des Mietbusmarktes. Ziel sei, sagte Engert auf der NOAH-Konferenz, ganz tief in den gesamten Busmarkt (wörtlich: „deep down in the whole bus market“ einzudringen. Die entsprechende Plattform ist in Deutschland längst gestartet; nun hat die neue Tochter Flixbus Mieten entsprechende Aktivitäten für die Kernmärkte Italien und Frankreich angeleiert. (msa/NaNa-Brief).

Den gesamten Beitrag lesen Abonnenten in NaNa Brief 34/16 vom 23. August 2016.

 

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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