Neuer Stadtverkehr Gera – „Ausgleich von Land und Stadt genügt wahrscheinlich nicht"

Die Geraer Verkehrs- und Betriebsgesellschaft (GVB neu) ist aus der Insolvenz der Geraer Verkehrsbetriebe hervorgegangen. Trotzdem ist das neue Unternehmen nicht unbelastet, sondern sieht sich erheblichen Problemen gegenüber, bei der Kapitalstruktur, den Anlagen, beim Personal oder dem Ertrag.

Am 1. Oktober 2016 ist der GVB neu an den Start gegangen. Nach dem ersten Betriebsquartal nannte Geschäftsführer Thorsten Rühle unter anderem einen Investitionsstau von mindestens drei Jahren. Nach einem Stellenabbau von 300 auf aktuell 230 Personen fehlten „Köpfe, die bestimmte Prozesse umsetzen können“, sagte der 52-Jährige im Interview der Lokalzeitung „OTZ“. Die Besetzung des Abteilungsleiters Betrieb mit einem Bauingenieur sei eine Notlösung, ebenso fehlten Experten für Straßenbahn- oder Subunternehmerleistungen. In der Werkstatt seien Know-how-Träger gegangen, Neueinstellungen aber seien nur durch Einsparungen an anderer Stelle möglich.

Rühle rechnet mit einem leicht negativen Ergebnis, sodass die 5,6 Mio. EUR von Land und Stadt zum Ausgleich der gemeinwirtschaftlichen Verpflichtungen wahrscheinlich nicht zur Verlustabdeckung ausreichten.

Ein Grund dafür sei, dass die kostenintensiven Hauptuntersuchungen für zwei Straßenbahnen nicht mehr von dem GVB alt abgeschlossen werden konnten und nun den GVB neu belasten. Investitionen hält Rühle bei der derzeitigen Kapitalstruktur allenfalls in Busse für möglich, weder in Straßenbahnen noch in das gestoppte Stadtbahnprogramm II (Langenberg und Wiesestraße). In der Wiesestraße aber müsse dringend etwas passieren. Werde die Baumaßnahme aus dem Stadtbahnprogramm II herausgelöst, bliebe jedoch das Land als einziger Fördermittelgeber übrig. Und das wiederum würde zu einer deutlichen Bauzeitverlängerung und damit weiteren Belastungen führen.

Eine weitere Bürde für den GVB neu bedeutet die Tilgung des Gründungskredits von 29,5 Mio. EUR mit derzeit 850.000 EUR jährlich. Rühle rät der Stadt, die Tilgung „über längere Zeit“ auszusetzen, um langfristige Investitionen überhaupt zu ermöglichen. Der Stadtrat diskutiert derzeit darüber, den Gründungskredit in Eigenkapital und ein Darlehen – die Rede ist von 17 Mio. EUR – aufzuteilen. (msa/ NaNa Brief)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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