Nicht-Beitritt zum VVS war "Fehler für Strukturperspektiven des Kreises Göppingen"

Am 1. Februar wird der Kreistag in Göppingen in einer Sondersitzung über den Beitritt zum Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) beraten. In der Folge entwickelt wer sich zum "virtuellen Verkehrsunternehmen", um den Ausgleich aus der Allgemeinen Vorschrift empfangen und weiterleiten zu können.

Zur VVS-Gründung 1978 und in den Jahrzehnten danach blieb der Kreis Göppingen aus Kostengründen beim Verkehrsverbund außen vor. Das war ein Fehler, meint die Beratungsvorlage. Wörtlich heißt es dort: "Mit Blick auf die seither äußerst dynamische Entwicklung der Region Stuttgart, insbesondere in deren durch den VVS abgedeckten Kernraum, muss die damalige Entscheidung … als für die strukturellen Perspektiven des Landkreises Göppingen nachteilig gewertet werden." 43 Jahre nach VVS-Start tritt nun auch Göppingen bei, voraussichtlich zum 1. Januar 2021. Wesentlich vorangebracht wurde die Beitrittsdiskussion durch den neuen, S-Bahn-ähnlichen Metropolexpress (MEX), den Go-Ahead ab Dezember 2019 betreibt. Der Kreis steuert jährlich 1,1 Mio. EUR für dieses Angebot bei. Seit Jahresbeginn läuft zudem der Taktverkehr "Bus19+". Nun soll als drittes Element der Nahverkehrsmodernisierung die Tarifintegration hinzukommen.

Dass der VVS zum 1. April 2019 seine Tarifzonen reformiert, wird den Fahrgästen ab 2021 einen größeren Preisvorteil bescheren, als beim Grundsatzbeschluss im Mai 2018 bekannt war. Im Binnenverkehr zum Beispiel werden nur noch vier Tarifringe angewendet, statt der 100 Tarifzonen im heutigen Filsland Mobilitätsverbund (FMV). Teilweise werden sich die bisherigen Fahrpreise dadurch halbieren, verspricht die Verwaltung. Sie weist darauf hin, dass die Binnenverkehre derzeit 80 bis 85 % des Gesamtverkehrsaufkommens im Landkreis ausmachen.

Inzwischen ist auch geklärt, wie die Finanzierung der Göppinger Verkehrsunternehmen sichergestellt wird: Der Landkreis wird als "virtuelles Verkehrsunternehmen" auftreten und entsprechend aus der Allgemeinen Vorschrift des Verbands Region Stuttgart finanziell bedient werden. Diese Einnahmen werden an die Genehmigungsinhaber beziehungsweise Bündelbetreiber im heutigen Umfang ausgeschüttet. Das jedenfalls verspricht die Kreisspitze. "Diese Regelung soll grundsätzlich für die Restlaufzeit der erteilten Genehmigungen (bis 2026/27) gelten", teilt Landrat Edgar Wolf mit. Die VVS-Vollintegration wird den Kreis nach Angaben der Verwaltung voraussichtlich 5 Mio. EUR jährlich kosten, ihn aber gleichzeitig um 3 Mio. EUR entlasten. So wird unter anderem der bislang separat zu bezahlende MEX-Zuschuss wegfallen. Um die Belastung zu senken, will der Kreis die Wirtschaft um Zuschüsse bitten.

Vor allem aber gibt der Landrat dem Kreistag vor der Sondersitzung am 1. Februar zu bedenken: "Ein attraktives, nutzerfreundliches und gut kommuniziertes ÖPNV-Angebot zählt heute zweifellos zu den elementaren Standortfaktoren im hochverdichteten Mitteleuropa." (msa/NaNa-Brief)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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