Reaktivierungsvorschläge aktualisiert

Die Verbände schlagen insgesamt 238 Strecken zur Reaktivierung vor; Foto: DB AG/Volker Emersleben

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Allianz pro Schiene haben ihre Vorschläge für die Reaktivierung von stillgelegten Eisenbahnstrecken in Deutschland aktualisiert und erweitert.

Laut der neuen VDV-Reaktivierungsliste schlagen die Verbände 238 Strecken mit insgesamt 4016 km Länge zur Reaktivierung vor. „Damit könnten 291 Städte und Gemeinden mit mehr als 3 Mio Menschen wieder ans deutsche Schienennetz angebunden werden und die Attraktivität des klimafreundlichen Verkehrsträgers Bahn somit weiter steigern“, erklärt Jörgen Boße, Vorsitzender des VDV-Ausschusses für Eisenbahninfrastruktur und Geschäftsführer der Usedomer Bäderbahn. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, betont: „Mit der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken können wir den jahrzehntelangen Rückzug der Schiene aus der Fläche stoppen und umdrehen. Das ist ein Erfolgsrezept für einen besseren Verkehrsmix in der Zukunft.“

In der neuen Auflage der Reaktivierungsvorschläge sind 55 weitere Projekte mit einer Gesamtlänge von 963 km in ganz Deutschland hinzugekommen. Allein durch die Reaktivierung der fünf Strecken zu den bevölkerungsreichsten Mittelzentren könnten bereits mehr als 300.000 Bürger von neuen Bahnverbindungen profitieren. „In Deutschland leben rund 70 Prozent der Menschen in Mittel- und Kleinstädten oder im ländlichen Raum. Für diese große Mehrheit der Bevölkerung benötigen wir effiziente und umweltfreundliche Angebote im Schienenverkehr“, betont Boße. Flege ergänzt: „Innerhalb eines Jahres ist bundesweit auf sechs Strecken der Personenverkehr wiederaufgenommen worden. Die Reaktivierung ist eine riesige Chance, um die Schieneninfrastruktur rasch fit zu machen für den Transport von mehr Fahrgästen und mehr Gütern.“ Laut Deutschland-Karte der Allianz wurden zwischen 1994 und 2020 Verbindungen mit insgesamt 933 km Länge für den Personenverkehr wieder in Betrieb genommen. Allerdings wurden in diesem Zeitraum mit mehr als 3600 km deutlich mehr Strecken im Personenverkehr abbestellt als reaktiviert. Insgesamt hat das Schienennetz derzeit eine Streckenlänge von rund 38.500 km – im Bahnreform-Jahr 1994 waren es noch 44.600 km.

Aus Sicht der beiden Verbände ist ihr Ansinnen politisch erfolgreich. Mit der Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) seien seitens des Bundes die Rahmenbedingungen für Reaktivierungsprojekte im Personenverkehr erheblich verbessert worden. Dies gelte nicht nur für die Höhe der bereitgestellten Mittel, sondern auch für die Förderbedingungen. „Diese positive Entwicklung führt zu umfangreichen Aktivitäten auf kommunaler und Landesebene, um schneller förderfähige Reaktivierungen zu definieren. Wir rechnen damit, dass dadurch die Wiederbelebung stillgelegter Strecken in den kommenden Jahren erheblich an Fahrt aufnimmt“, zeigt sich Boße optimistisch. Flege fügt an: „Die Wiedernutzung stillgelegter Eisenbahnstrecken ist unverzichtbarer Teil einer Wachstumsstrategie, die Schluss macht mit dem jahrzehntelangen Schrumpfen des Schienennetzes.“ (mab)

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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