Schritte gegen Lokführermangel

„In der Liste der Bundesagentur für Arbeit ist Lokführer der Beruf mit dem größten Nachwuchsmangel.“ Mit diesem Hinweis macht Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, auf eines der drängendsten Probleme der Bahnbranche aufmerksam.

Durchschnittlich 167 Tage müssten Unternehmen warten, bis sie eine offene Lokführerstelle besetzen können. Laut Flege begegne die Branche „diesem Notstand“ inzwischen mit beträchtlicher Energie. Mit Verweis auf die Stellenbörse „SchienenJobs.de“ beschreibt der Geschäftsführer, wie die Bahnunternehmen auf die Suche gehen. Jugendliche würden unmittelbar nach dem Schulabschluss „mit wenigen Klicks“ überall in Deutschland eine Stelle als Azubi für den Betriebsdienst finden. Berufserfahrene Lokführer könnten sich den Arbeitgeber „fast frei aussuchen“ und auch für wechselwillige Berufstätige seien die Chancen so gut „wie noch nie“. „Abellio qualifiziert Quereinsteiger in NRW und Sachsen-Anhalt, vlexx wirbt für Umschüler in Rheinland-Pfalz, Keolis sucht Neuzugänge in NRW, Go-Ahead wirbt in Baden-Württemberg.“ Laut Flege sind die Zeiten, in denen allein die Deutsche Bahn ausbildete, vorbei. Ein Hindernis für potenzielle Interessenten seien Bezahlung und Schichtdienst, räumt er ein. Das Thema „Automatisierung“ sei kein Problem: „In den nächsten Jahrzehnten wird es vor allem darum gehen, den Fahrer mit Assistenzsystemen zu unterstützen – nicht zu ersetzen.“

Auch der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, der zugleich Vorsitzender der Allianz pro Schiene ist, sieht in der Digitalisierung keine Bedrohung: „Szenarien, wonach schon in naher Zukunft Züge autonom und damit ohne Lokführer unterwegs sein werden, sind unrealistisch.“ Klar sei, dass sich das Berufsbild des Lokführers ändere. Diesen Wandel wolle die EVG mit gestalten.

Unzufrieden sind Allianz und EVG mit der Förderpraxis der Bundesregierung. Für das Gewinnen von Mitarbeitern bei Lkw und Binnenschiff gebe es Millionenbeträge. Spätestens seit der Lokführer beim Fachkräftemangel an der Spitze stehe, sei diese Ungleichbehandlung unverständlich. Empfehlung an die Politik: Die Fördermittel zur Aus- und Weiterbildung auch der Bahnbranche zur Verfügung stellen. (mab/NaNa) 

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Artikel Redaktion Bus&Bahn
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