Pflöcke setzen für den Ausbau

Ingo Wortmann, frisch gekürter Präsident des VDV, gab am Tag nach seiner Wahl, den

DVV Fachmedien einen Einblick in seine Sicht auf die Probleme und Herausforderungen,

mit denen die Branche konfrontiert wird.

Der ÖPNV stehe vor "Riesenherausforderungen", sagte Wortmann. Bis 2030 sollen die Schadstoffemissionen des Verkehrssektors um 40 Prozent sinken. Dies gehe nur mit einem wachsenden Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr. Daher seien Investitionen in die Erweiterung der Netze und in die Aufstockung der Fahrzeugparks unabdingbar. Zudem seien viele Infrastrukturen inzwischen in die Jahre gekommen und müssten erneuert werden. Deshalb sei es notwendig, das Bundesprogramm des GVFG auch für Sanierungsmaßnahmen zu öffnen.

Um die Angebote ausbauen zu können, bedürfe es aber nicht nur der Strecken und Fahrzeuge, sondern auch des Personals, das sie fahre. Und das Problem, ausreichend Mitarbeiter zu gewinnen, betreffe nicht nur das
Fahrpersonal, sondern beispielsweise auch die Ingenieure. Hier lassen sich die Unternehmen einiges einfallen, schilderte Wortmann und führte als Beispiel das von ihm geführte Unternehmen, die Münchner Verkehrsgesellschaft an, die Werkswohnungen anbiete und baue, um auch so Mitarbeiter an sich zu binden. Der VDV werde mit seinen Mitgliedsunternehmen im kommenden Jahr eine Kampagne zur Personalgewinnung starten.

Für den Ausbau der Infrastruktur in überschaubarer Zeit ist für den neuen VDV-Präsidenten eine Vereinfachung des Planungsrechts notwendig. "Wir können es uns schlichtweg nicht erlauben, 20 Jahre über ein Projekt zu diskutieren, um dann letztlich nichts zu tun." Denn die Zeit dränge, sollen die Wachstumsziele erreicht werden. Hierzu gehöre auch, dass das Verfahren der Standardisierten Bewertung reformiert werde. In seiner derzeitigen Form verhindere es den notwendigen Ausbau eher, als dass es ihn ermögliche. "Wenn die Standardisierte Bewertung so bleibt, wie sie ist, werden wir in München keine U-Bahn-Strecke bauen können", sagte Wortmann. Sie werde aber gebraucht aufgrund der Überlastung der bestehenden Strecken.

Es gelte die Beachtung, die der ÖPNV angesichts drohender Dieselfahrverbote und des Klimaschutzes erfahre zu nutzen, um "Pflöcke für den Infrastrukturausbau zu setzen", um so ein Stück weit eine Verkehrswende einleiten zu können. Denn der größte Schritt zur Luftreinhaltung bestehe darin,  mehr Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen. Eine bloße Antriebswende beim Bus von Diesel auf E-Antrieb bringe bei der Luftreinhaltung wenig.  Der Anteil der Dieselbusse am Gesamtausstoß des Kraftverkehrs sei hierzu viel zu gering.

Ein weiteres Thema des Gesprächs waren die neuen Mobilitätsformen, die, wie er betonte, im Kern so neu nicht sind. Diese On-Demand-Angebote müssten in die bestehenden Angebote der Verkehrsunternehmen eingebunden sein, sie also ergänzen und nicht konkurrenzieren.  Nur so könnten sie helfen, Verkehrsprobleme zu lösen. (lk/NaNa)

Unternehmen & Märkte
Artikel Redaktion Bus&Bahn
Artikel Redaktion Bus&Bahn